Behindertenbeauftragter kritisiert zu wenig Einsatz der Regierung



dpa-Meldung vom 26.07.2003

Bremen (dpa/lni) - Der Bundesbehindertenbeauftragte Karl Hermann Haack hat die Bundesregierung wegen des fehlenden Anti-Diskriminierungsgesetzes für Behinderte kritisiert. «Mit ihrer Theorieversessenheit haben sich die Juristen im Bereich der Bundesregierung und des Parlamentes als unfähig erwiesen, das seit langem versprochene Regelwerk auf den Weg zu bringen», sagte der SPD- Bundestagabgeordnete am Samstag in Bremen. Dort begann eine bundesweite Tagung zur Gleichstellung behinderter Menschen.

Das Fehlen eines Anti-Diskriminierungsgesetzes sei ärgerlich, da nach dem Kompromiss bei der Gesundheitsreform künftig Zahnersatz, Krankengeld und Berufsunfähigkeit privat versichert werden müssten. Bislang würden Versicherungen behinderte Menschen nicht oder nur gegen hohe Risikozuschläge versichern, sagte Haack.

Die Bochumer Rechtswissenschaftlerin Theresia Degener beklagte, dass die Bundesregierung zwei EU-Richtlinien noch nicht in deutsches Recht umgesetzt habe. Mit den Richtlinien sollte eine Diskriminierung behinderter Menschen unter anderem im Beruf verhindert werden. Eine Menschenrechtskonvention sei notwendig, damit behinderte Menschen ihre Rechte weltweit durchsetzen könnten. Bremens Bürgermeister Henning Scherf (SPD) sagte, die Stadt habe bei der Integration Behinderter Fortschritte gemacht - beispielsweise bei Kindergärten und Schulen.