NETZWERK ARTIKEL 3
Verein für Menschenrechte und Gleichstellung Behinderter e.V.

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Gleichstellung vor Ort am Beispiel Erlensee

Vortrag von Heinz Preis - Initiator des Beschlusses für ein barrierefreies Erlensee auf der Tagung «Gleich richtig stellen» Gleichstellung für Behinderte von der Kommune bis zur UN am 26./ 27. Juli 2003 in Bremen

Die Gleichstellung vor Ort ist für die Lebenssituation behinderter Menschen eine der wichtigsten Grundlagen für ein selbstbestimmtes und selbstständiges Leben und für eine möglichst volle Integration. Realisierbare Lebensmöglichkeiten werden oft sehr schmerzlich reduziert, zumal wenn diese Reduzierung durch von außen aufgesetzte Mauern geschieht.
In dem Maße, wie sich Lebensmöglichkeiten verringern oder nicht gegeben sind, in dem Maße wird auch die Lebensqualität reduziert. Lebensqualität aber entwickelt sich nur, wo Leben und Perspektiven realisiert werden. Ein Taxi muss man fahren, einen Bus besteigen, eine Treppe gehen, eine Sportveranstaltung besuchen können oder ein Menü in einem 3-Sterne-Restaurant essen können. Ist das nicht möglich, werfen all diese Dinge für den einzelnen Menschen keine Lebensqualität ab. Zu oft müssen Menschen mit Behinderungen dem Leben zuschauen, wie es sich durch andere vollzieht.
Viele allerdings haben sich schon an eine Zuschauerrolle gewöhnt, weil sie diese schon zu lange praktiziert haben.
Dies war sozusagen der «Ist-Zustand» bevor uns das Behindertengleichstellungsgesetz beschert wurde.
Jetzt hat man uns ein Instrument in die Hand gegeben, um all diese, von mir geschilderten Dinge so zu verändern, dass sie für den einzelnen behinderten Menschen auch das Stück Lebensqualität bringen, das wir uns alle von diesem Gesetz erhofft haben. Wir könnten uns also zurücklehnen und die Verwirklichung dieser Dinge dem Gesetz überlassen.
Wenn man dies so auslegt, hat man eigentlich die Rechnung ohne den Wirt gemacht, wie man so schön sagt. Der springende Punkt ist nun einmal die unterschiedlichen Verhältnisse und Möglichkeiten, wie sie sich in den einzelnen Kommunen darstellen und die sich auch nicht verändern werden, wenn es da nicht einige Leute gibt, die diese Veränderung anstoßen. Normalerweise müsste man denken, dass sobald solche Gesetze in Kraft treten, werden sie auch von den davon betroffenen Politikern umgesetzt. Wenn sie aber diese «Umsetzung» einfach nicht durchführen, weil sie weder dazu aufgefordert noch in der eigentlichen Handlung kontrolliert werden, fürchte ich, dass sich in einer solchen Kommune auch nicht allzu viel tut.
Nun möchte ich nicht behaupten, dass nichtbehinderte Politiker auch nicht daran denken, etwas für behinderte Mitbürger zu tun. Gott sei Dank gibt es auch solche, die, durch welchen Anlass auch immer einmal vor Augen geführt bekamen, wie schwer sich das Leben eines behinderten Menschen gestaltet, wenn die Lebensqualität wie anfangs geschildert, durch Barrieren drastisch reduziert wird. Sie wurden sozusagen geläutert und schon tat sich etwas in Richtung «Barrierenabbau».

Was ich damit sagen will ist, dass es, wie in vielen andere Politikbereichen auch, notwendig ist, regelmäßig, fast schon penetrant die Verantwortlichen an ihre Pflicht zu erinnern.

Um die Gleichstellung vor Ort einigermaßen «auf die Reihe» zu bekommen sind einige grundsätzliche Dinge Voraussetzung bzw. wären sehr hilfreich:

Erlensee, den 19. 7. 2003 / H. Preis


Ihr E-Mail-Kontakt an das Tagungsbüro   ottmar.miles-paul@bifos.de

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Rolf Barthel   am 26.07.03

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