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Frau im Rollstuhl auf Welle - Schriftzug: Bremen: Dass eine inklusive Gesellschaft eine krisenfestere Gesellschaft ist, davon ist der Landesbehindertenbeauftragte von Bremen, Arne Frankenstein, überzeugt. Und darauf macht in Bremen derzeit eine große Plakatkampagne aufmerksam. An über 120 Großflächen sind die Plakate derzeit für 10 Tage in der Hansestadt verteilt zu sehen. Dass Studierende der Universität Bremen im Rahmen eines Seminars für den Landesbehindertenbeauftragten die entsprechende Plakatkampagne entwickelt und diese von ihm lanciert wurde, das ist für das NETZWERK ARTIKEL 3 eine gute Nachricht zur Inklusion.

"Unsere gesellschaftliche Gegenwart ist geprägt von mehreren akuten Krisen, die uns zeitgleich herausfordern. Neben der Bewältigung der Corona-Pandemie und ihrer Folgen ist vor allem die Bewältigung der Transformation hin zu einer nachhaltigen, ökologischen und klimagerechten Gesellschaft zu nennen. Daneben ist unser friedliches Zusammenleben in Europa durch den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine erschüttert worden. Krisen dieses Ausmaßes verlagern politische Schwerpunkte. Deshalb verstärkt sich durch sie die Gefahr, dass wichtige gesellschaftliche Themen aus dem Fokus geraten. So ist es auch bei den Voraussetzungen der Weiterentwicklung einer inklusiven Gesellschaft, die wir noch lange nicht sind. Sie geraten aus dem Blick, weil anderes im Moment wichtiger erscheint", heißt es zur Kampagne vonseiten des Landesbehindertenbeauftragten von Bremen Arne Frankenstein.
 
Behinderte Menschen drohten, bildhaft gesprochen, unterzugehen, wenn eine Welle von Krisen auf sie zukommt. Dieses Bild wird durch die Kampagne aufgegriffen. Es ist krisenübergreifend zu verstehen und soll deutlich machen, dass nicht einmal ein Amphibienfahrzeug helfen würde. Zu fordern sei vielmehr eine inklusive Politik – in Krisenzeiten, aber eigentlich immer.
 
"Teilhabe ist ein Menschenrecht, dessen Umsetzung rechtlich verpflichtend ist. Die gegenwärtigen Krisen zeigen dabei strukturelle Schwächen unserer Gesellschaft auf, die uns dazu veranlassen sollten, Teilhabe als Grundbedingung für die Widerstandsfähigkeit unserer Systeme zu begreifen und den Weg hin zu einer menschenrechtskonformen und inklusiven Gesellschaft noch viel schneller zu beschreiten als in der Vergangenheit. Die Krisen zeigen dabei wie unter einem Brennglas auf, wo akuter Handlungsdruck besteht. Sondersysteme, in denen behinderte Menschen mit vielen anderen zusammenleben oder -arbeiten, waren weit stärker von der Bewältigung der Corona-Krise betroffen, weil individuelle Lösungen dort schwerer zu finden waren", betont Arne Frankenstein.
 
Ähnlich verhalte es sich beim Umgang mit der ökologischen Transformation: "Wo Klimaschutzmaßnahmen umgesetzt werden, müssen diese Maßnahmen zugleich dafür genutzt werden, um Barrierefreiheit herzustellen. Es darf nicht sein, dass neue Barrieren entstehen. Vielmehr muss in jedem Einzelfall geprüft werden, ob Barrieren durch Infrastrukturmaßnahmen abgebaut werden können. Das ist nicht nur ein Gebot von Menschenrechten, sondern auch von Wirtschaftlichkeit", so der Bremer Landesbehindertenbeauftragte.
 
Und schließlich sollten wir den Krieg in der Ukraine zum Anlass nehmen, um den Umgang mit geflüchteten Menschen mit Behinderungen so zu organisieren, dass sie einen gleichberechtigten Zugang zu medizinischen und sozialen Leistungen bekommen. Maßstab muss hier das Leistungsniveau für andere behinderte Menschen sein. Nur so könne sichergestellt werden, dass wir gleichwertige Lebensverhältnisse erreichen können. "Die umfassende Weiterentwicklung gleichberechtigter Teilhabe behinderter Menschen stärkt unsere Gesellschaft und ihre Widerstandsfähigkeit. Inklusion muss deshalb als Querschnittsaufgabe in allen Politikbereichen berücksichtigt werden. Treten Sie gemeinsam mit uns dafür ein und unterstützen Sie unsere Arbeit für eine inklusive Gesellschaft - im Land Bremen und darüber hinaus", so der Appell der mit der Plakatkampagne verbunden ist.
 
Marketing-Studierende entwickeln im Sommersemester eine Kampagne für den LBB
 
Nach dem Motto "Raus aus dem Hörsaal, rein in die Gesellschaft“ findet das Projektseminar "Grundlagen und Praxis der Out-of-Home-Medien“ der Universität Bremen in Kooperation mit der Ströer Media Deutschland GmbH statt: Professionelle Verzahnung von Theorie und Praxis auf Hochschulniveau, Verknüpfung und Anwendung wissenschaftlicher Disziplinen und verschiedene Themenfelder aus Betriebswirtschaft, Marketing, Kommunikationslehre, Mediengestaltung und-produktion, Marktforschung und Managementberatung.
 
Die Studierenden entwickeln Werbekampagnen für lokale Kunden, teamweise, selbständig und unabhängig und der Kunde aus dem öffentlichen Sektor beauftragt eine Imagewerbung oder Non-Profit-Kommunikation.
 
Die Teams werden "ins kalte Wasser“ geworfen und müssen sich selbst organisieren. Sie lösen komplexe Aufgaben durch interdisziplinäres Arbeiten und Wissenstransfer. Das Thema der Kampagne des LBB lautet: "Behinderte Menschen in der Krise im Blick behalten“.
 
Die Präsentation der Plakatgestaltung (Pitch) findet im Juni statt und das Gewinnermotiv wird dann im Sommer in der Bremer City für 10 Tage auf mehr als 120 Großflächen ausgehängt. Im vergangenen Jahr war die Bremische Bürgerschaft auch schon Teil der Kampagne, heißt es auf der Internetseite des Landesbeauftragten zur aktuellen Kampagne.