Bremen: Dass eine gut verständliche Sprache für alle Menschen hilfreich ist, darin sind sich die meisten einig. Vor allem wenn es um Verwaltungsangelegenheiten geht, wird dies besonders wichtig. Denn wer ist nicht schon einmal beim Ausfüllen eines Formulars ins Schwitzen gekommen. Davon abgesehen, dass die Formulare häufig in viel zu kleiner Schrift gedruckt sind, ist die Verwaltungssprache oft besonders schwer zu verstehen. Dabei läuft man leicht Gefahr, dass man etwas falsch ausfüllt. In Bremen soll dies durch allgemeine und spezielle Fortbildungsangebote für die verschiedenen Bereiche der Verwaltung gezielt verbessert werden. Das übernimmt das "Kompetenzteam Bürger*innenservice und Kommunikation" das im Aus- und Fortbildungszentrum (AFZ) der Freien Hansestadt Bremen angesiedelt ist. Dies erfuhren Ottmar Miles-Paul und Susanne Göbel im Gespräch mit Ulrike Bendrat, die zusammen mit ihrer Kollegin Leonie Lübker für den Bereich Verständliche Sprache zuständig ist. Dass sich die Bremer Senat für eine verständliche Sprache einsetzt, das ist für das NETZWERK ARTIKEL 3 eine gute Nachricht zur Inklusion.
Das wichtigste Dokument eines Bundeslandes ist die Landesverfassung. Und diese gibt es in Bremen mittlerweile auch in einfacher Sprache. Das ist wichtig, damit alle wissen, welche Rechte und Pflichten sie haben und wie Entscheidungen gefällt werden.
Link zur Landesverfassung der Freien Hansestadt Bremen in einfacher Sprache
Aber nicht nur durch die Übersetzung der Landesverfassung wurde in Bremen ein Signal für eine verständliche Sprache gesetzt. Ulrike Bendrat und Leonie Lübker können sich bei ihren Bemühungen für eine verständlichere Sprache der Verwaltung auf eine Entscheidung des Bremer Senats stützen, so dass Anfang 2020 das Kompetenzteam seine Arbeit aufnehmen konnte. Auch die UN-Behindertenrechtskonvention und der Landesaktionsplan zur Umsetzung der Menschenrechtskonvention stützen die Veränderung hin zu einer einfacheren Sprache in der Bremer Verwaltung. Denn alle Menschen sollen verständliche Informationen bekommen. Auf dieser Basis konnten die beiden Kolleginnen vom vierköpfigen Kompetenzteam schon eine Reihe von Fortbildungen für eine verständliche Sprache für verschiedene Bereiche der Verwaltung anbieten. Während der Corona-Pandemie wurden diese meist online angeboten, nun finden die Angebote aber wieder vorwiegend in Präsenztreffen mit durchschnittlich 12 bis 15 Teilnehmenden statt.
Die Fortbildungen seien sowohl für den sozialen Bereich wichtig, wenn es beispielsweise um die Bedarfsermittlung bei Eingliederungshilfen für behinderte Menschen geht, als auch für andere Bereiche der Verwaltung, wie beispielsweise dem Bürgerservice, wie Ottmar Miles-Paul und Susanne Göbel vom Projekt Gute Nachrichten zur Inklusion des NETZWERK ARTIKEL im Gespräch mit Ulrike Bendrat erfuhren. In der Regel sei es hilfreich, wenn Beschäftigte aus verschiedenen Verwaltungsbereichen bei einer Fortbildung zusammenkommen. Dies würde den Blick über den eigenen Tellerrand hinaus und vor allem für die Notwendigkeit einer verständlichen Sprache zusätzlich schärfen.
Wenn zukünftige Verwaltungsmitarbeiter*innen bereits in ihrer Ausbildung mit dem Thema verständliche Sprache erreicht werden, dann ist die Chance gut, dass sie dies auch in ihrem späteren Tätigkeitsfeld beherzigen. Deshalb unterrichtet das Team auch Studierende zu dem Thema. Vor allem die Überarbeitung bestehender Formulare ist zuweilen eine Herausforderung, weil hierfür auch gute Strategien nötig sind, wie dies in der Verwaltung angepackt und erreicht werden kann. Bei konkreten Anfragen an das Fortbildungsteam für Übersetzungen in einfache Sprache müssen die Mitarbeitenden sich jedoch auf Beratungen beschränken. Denn Übersetzungen würden ihre personellen Möglichkeiten überschreiten. Hier wird auch an Akteur*innen in diesem Bereich verwiesen, die Übersetzungen in Leichte Sprache anbieten. Idealerweise würden die anfragenden Verwaltungsmitarbeitenden aber an einer Fortbildung des Kompetenzteams teilnehmen und wüssten anschließend selbst, wie es verständlicher geht.
Wichtig ist Ulrike Bendrat auch, dass die Teilnahme an den Fortbildungsveranstaltungen für eine verständliche Sprache freiwillig ist, denn dies ermögliche ein zielgerichteteres und motivierteres Arbeiten. Wichtig sei auch, dass die Führungsebene bei diesem Thema erreicht wird. Die Zusammenarbeit mit verschiedenen Akteur*innen, wie beispielsweise mit dem Büro des Landesbehindertenbeauftragten, gestaltet sich in Bremen ebenfalls sehr positiv.