Berlin: Bereits in den 90er Jahren des letzten Jahrtausends haben behinderte Menschen die Forderung "Behinderte Menschen in die Parlamente" erhoben. Daher ist es eine gute Nachricht zur Inklusion, dass es Stephanie Aeffner nun geschafft hat, als erste Frau, die einen Rollstuhl nutzt, Mitglied des Deutschen Bundestages zu werden. Dabei geht es für die bis zu ihrer Wahl als Landesbehindertenbeauftragte von Baden-Württemberg tätige Badenerin als neu gewählte Abgeordnete gleich richtig los. Für die Grünen mischt sie in der Verhandlungs-Arbeitsgruppe 9, wo es um die Themen Sozialstaat, Grundsicherung und Rente bei den Koalitionsverhandlungen geht, mit. In dieser Arbeitsgruppe werden wohl auch die meisten behindertenpolitischen Maßnahmen der neuen Regierung beraten und die entsprechenden Weichen für die Legislaturperiode in diesem Bereich gestellt.
Im Interview mit ZEIT ONLINE plädiert Stephanie Aeffner für einen politischen und gesellschaftlichen Wandel in der Wahrnehmung von Behindertenpolitik und macht deutlich, dass Behindertenpolitik kein bloßes Sozialgedöns, sondern Menschenrechtspolitik ist. "Jeder Mensch hat ein Recht auf Bildung, auf Zugang zum Gesundheitssystem, ein Recht auf politische Teilhabe. Es geht um elementare Menschenrechte", stellt sie klar.
Obwohl Stephanie Aeffner nun als Bundestagsabgeordnete eine Bahncard 100 nutzen kann, werde sie erheblich durch die Regelungen der Bahn in Sachen Einstiegshilfen für Rollstuhlnutzer*innen behindert. Die Bahn sei für Menschen mit Behinderungen eine Vollkatastrophe schildert sie. Und auch zur Beteiligung behinderter Menschen an politischen Entscheidungsprozessen hat Stephanie Aeffner eine klare Meinung: "Wenn behindertenpolitische Gesetze verabschiedet werden, findet oft kein Diskurs mit Betroffenen statt. Stattdessen spricht man mit Wohlfahrtsverbänden", wird sie in ZEIT ONLINE zitiert. Im Interview wird deutlich, dass die neue Bundestagsabgeordnete der Grünen auf jeden Fall einiges in Sachen Verbesserung der Regelungen zur Barrierefreiheit erreichen will, so dass man darauf gespannt sein darf, was dazu und zu anderen Fragen im Koalitionsvertrag stehen wird.
Link zum ZEIT ONLINE-Interview von Rebekka Wiese mit Stephanie Aeffner